Der Jahreswechsel ist nicht nur ein guter Zeitpunkt, um alte Vorsätze aufzuwärmen, sondern auch um Ballast hinter sich zu lassen. Schon kurz vor Silvester kommt, mit den Klängen der Christmas Classics, das erste wehmütige Gefühl, dass die Zeit rennt und dass im kommenden Jahr einiges anders zu laufen hat. Dazu gehören mehr Sport, dank Spekulatius- und Alkoholablagerungen, und mehr Zeit mit den Freunden und der Familie zu verbringen. Durch meinen Job und meine Familie ist freie Zeit für mich zum Luxus geworden. So werde ich schlauerweise 2017 meinen Freundeskreis genauer unter die Lupe nehmen und auf Qualität reduzieren. Wie gesagt, Zeit ist Luxus und ich muss nicht mehr mit jedem Champagner saufen.

Doch wer fliegt raus und wen beglücke ich weiterhin noch mit dummen Kommentaren oder Selbsteinladungen?

Wer sich zu gut benimmt fliegt als erstes raus. Ich habe weder die Lust noch die Muße mich mit Menschen zu umgeben, die mich vordergründig anlächeln aber schon auf dem Absatz mit ihren Augen rollen. Wer sich rein aus Höflichkeit nach meinem Befinden erkundigt, kann sich Luft und Spucke sparen. Klingt an dieser Stelle ein Stück weit „krawallig“, ist aber lediglich das Fazit von Zeitmangel und Überdrüssigkeit an Menschen mit zu viel Meinung trotz wenig Ahnung. Wer rausfliegt, zu viel Zeit hat und ein langweiliges Leben führt, kann sich auch gerne weiterhin mit meinem Leben beschäftigen. Meine Meinung oder Anwesenheit war bis dato ja dazu auch nicht von Nöten.

Und wenn ich schon mal dabei bin, arbeite ich die virtuelle Welt direkt mit ab. Denn diese dreht sich noch lauter, weiter und schneller. Ich beginne mit den virtuellen Auffanglanger für Narzissten, Faschisten oder einfachen Trotteln namens soziale Netzwerke. Ein Wimmelbuch an Menschen, die versuchen über die Funktion „Teilen“, „Kommentieren“ und „Status“ ihrem Leben Glamour zu verleihen – zugegeben das Wort Status ist für diese Profil(bild)neurotiker ein echter Trigger. Natürlich weiss ich, dass ich mich ihrem Statusbingo bzw. diesen Plattformen nicht komplett entziehen kann. Denn dann müsste ich auf „Neuigkeiten“ oder Bilder von alten Freunden und Wegbegleitern aus aller Welt verzichten. Also reduziere ich in erster Linie mein eigenes Mitteilungsbedürfnis und verkleinere so den Aktionskreis einiger Kommentarjunkies, die nebeneinander sitzen und unter ihrem oder meinem Status öffentlich onanieren.

Da ich zu der Kategorie Mensch gehöre, die lieber vor ihrer eigenen Tür kehrt, beginne ich 2017 als self made Aschenputtel. Das war übrigens die mit dem Töpfchen und Kröpfchen Prinzip. Ich wünsche mir, für mich und meine Familie, ein „sauberes“ Umfeld mit Menschen, deren Herz am rechten Fleck ist. Und als Mutter mit Hang zu pädagogischen Aufträgen, werde ich meinem Kind auch weiterhin, nicht nur für zuhause oder bei Freunden, Benehmen und Reflektion beibringen. Auch für die virtuelle Welt gilt es, heute vielleicht mehr denn je (auch mal ein Beitrag wert), Respekt, Toleranz und Ehrlichkeit zu bewahren. Denn was entspricht dort noch der Wahrheit und was der Lüge? Wie unterscheidet sich das Böse vom Richtigen? Und wer ist dort draußen eigentlich noch echt? Bei Freundschaften wird es auch in Zukunft keinen Facebookbutton zur Kennzeichnung von Wahrheit und Lüge geben. Diese Trennung übernehmen weiterhin unser gesunder Verstand und unsere Menschlichkeit. Und das können unsere Kinder nur von uns lernen – der Familie und den Freunden.

Fazit: Ich saufe meinen Champagner zukünftig mit weniger Menschen und ohne dicken Schädel durch Geschwätz oder Gesöff!

In diesem Sinne Prost!, kommt gut ins neue Jahr und bleibt „sauber“.

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