Das bizarre Quartettspiel der Frauen ab 40

Frau von Format erschießt sich mit 40 – Klassiker. Diesen Satz habe ich bereits seit der 30er Schallgrenze serviert bekommen. Zugegeben, vor der ersten 4 VORNE spielten meine Hormone und mein Selbstbild ein übles Quartett mit mir. „So Schätzelein, deine Eiertsöcke gehen bald in Rente“ (nicht, dass ich wirklich noch ein Kind wollte, aber das war in diesem Gefecht völlig irrelevant) vs. „Ist doch super, freut sich Dein Beckenboden – aber hast Du Dir das Mandala in Deinem Gesicht mal angesehen?“ An wen genau dieser Stich damals ging, weiß ich bis heute nicht. Die gesamte Partie ging jedenfalls unentschieden aus. Seitdem ereilt mich, Gott sei Dank, hin und wieder mein Verstand. Er hält das Spielniveau in der Balance und ich lerne, die destruktive Teenie Brille immer öfter abzusetzen. Ich weiss nicht, wie es Euch geht, aber ich weigere mich zu akzeptieren, dass Frauen mit 40 eine ebenso große Konfektion (und mehr) haben müssen. Dass Kinder zu bekommen, neben der möglichen Zahnlücke oben links, auch ein intrinsisches Verlangen nach Wissen über Backrezepte und Handwerkskunst auslösen muss. Auch wenn ich zugegebener Maßen nie eine dinkelkekstragetuchstillwoichwill Mutter war, so bin ich bis heute eine Vollblut Mama. Die nicht immer, pädagogisch wertvoll mit ihrem Kind kommuniziert hat, aber immer ihrem riesen Herzen gefolgt ist. Und so heute einen tollen kleinen Menschen vorweisen kann. Gut, wäre dieses Erziehungskonzept in die Hose gegangen, würde ich an dieser Stelle meinen Mund nicht so aufreißen können. So hilft mir diese Tatsache jetzt folgenden Punkt zu setzten: ich bin in erster Linie eine Frau und nebenbei noch Mutter und genau so funktioniert es für mich und mein Leben.
Diese geistige Unabhängigkeit ist für mich immer wichtig gewesen. Mein Tag hat 24 Stunden und ich widme mich, wenn auch nicht täglich, gerne mal Dingen, die nur mir Spaß machen. Freunde treffen, Shopping, Job, verbales Bullshitbingo mit den Mädels und Sport gehören dazu. Letzteres hat den positiven Nebeneffekt – strammerer Arsch, bessere Laune und erhöhter Kalorienverbrauch.
Last but not least, kleide ich mich nicht funktionell (von der einen push up Leggins abgesehen). Ich habe nie Pfotenjacken getragen, weil sie u.U. praktischen Stauraum für Babyklimbim bieten. Und auch heute trage ich das, worin ich mich wohl fühle und womit ich mich identifizieren kann. Und das ist nicht albamoda oder heine! Mein Instinkt leitet mich bislang mit Würde durch die Fallen einer Midlifecrisis. Ich zwinge mich nicht mehr in Schläuche und stelle den BH, je nach Zyklusphase, auch gerne mal aufs letzte Häkchen. Doch auf Parties und im Sommer lasse ich nach wie vor mal etwas Stoff weg. Das höher gelegte Schuhwerk kommt dann auch mal vor die Tür.
Je ehrlicher ich Bilanz ziehe und je weniger ich mich morgens mit dem gewesenen jüngeren Ich vergleiche, desto mehr geniesse ich mein Leben. Diese erlangte Leichtigkeit vermasselt dem inneren Quartett mächtig die Tour und ist besser als Schoki.
Das schöne an 40 ist doch, dass man sich und anderen nix mehr vormachen muss. Man muss sich nicht mit allem messen, was noch zur Brunft geht. Und nur weil wir 40 und ein paar Zerquetschte sind, müssen wir auch nicht Lisa und Alles rund um die Frau kaufen. Ich sage nur: Finger weg vom worldwideweb und google, die Euch bei der Zahl 40 zu Shoppingportalen für Übergrössen mit Pop ups von Optiker Rabattcodes führen. Das Einzige was wir dürfen ist endlich – ankommen. Und wenn Ihr diesen Beitrag mit Brille, Harntee und Low Carb Crackern im Anschlag lest, so what – ab jetzt nehmen wir alles mit Humor – denn wir dürfen das – und bleiben sexy.
Enjoy the silence…
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