Mein Spielzeug – Liebeskugeln am Baum

Im Laufe der Jahre durchlebt man als Paar schon so einige Höhen und Tiefen. Das Beste an jedem Tief, ist die Einleitung des Hochs – der Versöhnungssex. Da prickelts dann auch mal wieder im Höschen und man kann sogar von Leidenschaft sprechen. Etwas, was über die Jahre meist verloren gegangen ist. Es beginnt bei vielen mit dem Zuwachs und den Jobsorgen und kommt, nachdem man sich mit dem Beischlaf- und Schlafmangel arrangiert hat, nicht wieder einfach zurück. Wenn aus Zweisamkeit Dreisamkeit wird, fließt bei Männern und Frauen das Blut in entgegengesetzte Richtung. Während wir Frauen, leider auch beim Sex, das Blut zum Denken brauchen – wir erinnern uns u.a. noch an das fehlende Kakaogeld – hat der Mann schon klaren Kurs aufgenommen. Er braucht das Blut weiter unten, um alles in Stellung zu bringen und zu halten (!), bis wir gedanklich unsere “to do liste” abgearbeitet haben. Was ich prinzipiell ok finde, denn würde der Mann über die “to do Liste” nachdenken, würde man das ja a)sehen und b)somit der Kurs gar nicht erst zustande kommen. Nun gut, das Männer und Frauen sehr unterschiedlich sind, ist keine neue Erkenntnis. Doch wenn man mal ehrlich ist, entdeckt auch jede Frau in sich ein Bedürfnis, was dem des Mannes nicht widerspricht. Mal weg von Kerzen, Rosenblättern und Komplimenten, gibt es doch in jeder Frau die Lust auf Leidenschaft und Begehren. Die wenigsten von uns machen doch, bevor sie sich in die Familiengründung oder Langzeitbindung stürzen, eine ausgiebige anatomische Anamnese des Partners: Was genau mag er, was mag ich, was kann er gut, was ist ausbaufähig, etc..
Wer sich in jungen Jahren die Zeit genommen hat, sich seiner eigenen Vorlieben bewusst zu werden und den eigenen Körper genau kennenzulernen, ist klar im Vorteil. Aber egal wie scharf die Anfänge des Sexlebens waren, wir sind heute im hier und jetzt und nach dem Zähneputzen gilt meist eher RubbeldieKatz.
So wirklich glücklich sind beide Partner damit nicht und man verfällt in einen üblen Trott. Denn irgendwann fließt nicht nur das Blut entgegengesetzt, sondern auch die Lust. Während sich der Mann wieder der Illusion hingibt, dass ein Porno eine Wissenssendung sei und nur er die prüdeste Frau von allen habe, liebäugeln Frauen mit dem Gedanken, dass irgendwann Mc Dreamy den neuen Klassenkameraden abholt und einen versehentlich zuparkt. Die gute Nachricht, es gibt mittlerweile Pornos, die Frauen aufrecht durchs Bild laufen lassen, die Schlechte: Mc Dreamy wird nicht kommen. Weder zur Schule noch sonst wo mit Dir. Aber eigentlich muss er das ja auch nicht. Denn wir Frauen lieben Kopfkino und bauen uns, á la Pipi Langstrumpf wie es uns gefällt, unseren eigenen Porno.
Mit dieser Methode kann man sich schon so einige Jahre auf den Buckel schrauben, ist aber nicht unbedingt das erfüllte Sexleben. Alte Muster und Verhalten zu verändern ist nahezu unmöglich. Man nimmt sich vieles vor: man geht romantisch essen, kleidet sich teuer, um möglichst billig auszusehen, um anschließend halbnackt voreinander rum zu hüpfen. Damit glaubt man dann den Stein ins Rollen gebracht zu haben. Meiner Erfahrung nach kommt es trotz akribischer Planung zu diesen Highlights erst gar nicht, denn entweder ich bekam meine Periode, oder mein Kind Magen-Darm oder mein Mann hatte eine harte Woche und noch bevor die Reise begann, schlief er am Steuer ein. Und selbst wenn es geklappt hat und beide das Blut zur richtigen Zeit am richtigen Ort hatten, verfiel jeder zügig ins alte RubbeldieKatz-Muster zurück.
Wenn also das Aufeinander nicht mehr erfüllt, dann sollte man über ein Miteinander nachdenken. Heißt, sich gemeinsam auf etwas Neues einlassen. Von Null anfangen und nicht die Altlasten abtragen. Wir haben unseren Partner über die Jahre hinweg in sehr „unvorteilhaften“ Situationen und Momenten erlebt. Wir haben gemeinsam den Kreissaal vollgesaut, genau in diesem Moment emotional komplett blank gezogen, aber schämen uns, vor ihm die Sau rauszulassen. Warum? – stellt sich die Frage. Und wenn es keinen Grund dafür gibt, ist jetzt mit dem Wissen um so viel Vertrautheit, der beste Zeitpunkt mit dem vielleicht besten Sex Eures Lebens zu beginnen. Im Alter zählt in vielen Dingen die Qualität mehr als die Quantität. Was neu bedeutet und womit man startet, ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist nur, dass es für beide neu und so auch aufregend ist. Vielleicht tragt ihr die Kostüme von Karneval auf, haut Euch den Wachs auf den Hintern oder legt Euch einen Setzkasten mit undefinierbaren Spielzeug an. Egal was Ihr tut, tut es gemeinsam und erfahrt es gemeinsam. Das verbindet und holt vielleicht aus Euch nochmal alles raus, bevor ihr irgendwann in die Kiste geht. Die Natursektparties kommen früher oder später zwangsläufig auf uns alle zu – so what.
Lasst die Spiele beginnen und schenkt Euch zu Weihnachten neben Eurer Schamlosigkeit doch mal was Neues für Euren Setzbaukasten. Denn keiner kennt Euch besser als Euer Partner.
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