Goodbye geliebter Ritzenflitzer

Nass, kalt, Regen! Noch haben wir Schonfrist und die wahren Ausmaße der Winterpause auf dem Sofa sind gut unter dicken Pullis versteckt. Doch schon in wenigen Wochen stehen wir an der Tankstelle, warten auf den Beleg und stellen schockiert aus dem Augenwinkel fest, dass sich die gesamte Verlagsfront wieder nur auf ein Thema stürzt: Bikini Diäten! Auch die Social Media Kanäle posten einen Tipp nach dem anderen: „Mit dieser Schokolade nimmst Du ab“, “So bekommst Du den perfekten Po – ganz ohne Sport“, “Wenn Du um diese Uhrzeit DAS isst, wird Dein Bauch über Nacht flacher!“, “Wenn Ihr ein Glas dieser Saft -Mischung auf leeren Magen trinkt, nehmt ihr ab!“ – und das waren nur ein paar der schönen Fundstücke aus dem letzten Jahr. Ich bin mir sicher, auch dieser Frühling lässt die Bauchmuskeln ordentlich anspannen. Aber ob nun mit Size Zero oder einer gut gemogelten 38 – es gibt nicht nur eine Schallgrenze auf der Waage, sondern auch im Pass. Kurzum das ästhetische Empfinden sollte im optimalen Fall im Alter dem Jugendwahn weichen. Denn wenn der Rock zu kurz und das Top zu eng ist, und Botox komplett jegliche Mimik lahm gelegt hat, wird Dir eine Midlife Crisis oder eine Voreingenommenheit hinsichtlich Deines Mindesthaltbarkeitsdatums eingeredet.
Doch was ist sexy und was ist „drüber“, im Sinne von zu kurz oder zu eng? Diese Frage klären wir Damen ja in der Regel in der kleinen, stinkigen, unvorteilhaft beleuchteten Umkleide. Im Schaufenster gesichtet, vom Ständer gezogen und übergeworfen, sieht das begehrte Stück ja per se schon mal anders aus. Genauer gesagt, beschissener. Was dem ausdruckslosen Plastikmiststück mit Perücke in der Auslage bombig steht, sieht ein paar Meter weiter und auf realistischen Proportionen drapiert, weniger vorteilhaft aus. Presswurst oder Sack, Minirock oder breiter Gürtel überm Po, eleganter “Flatterrock” oder Gardine abwärts der Hüfte – Wir Frauen mussten schon so einige Realitätsmomente erleben. Hinzu kommt, dass wir die Schrankkollektion für den Sommer nicht gerade im sexy Hautteint erneuern, sondern eher im Ombre Look – mit Selbstbräuner im Gesicht und unten kalkweiß und schuppig.
Nachdem wir die Vorsätze mehr Sport zu machen, beim Sitzen weniger die Beine zu kreuzen und weniger Alkohol zu trinken noch direkt in der Kabine mit uns vereinbaren, stellt sich die Frage: Muss das eigentlich noch alles sein? Oder umgekehrt: geht das eigentlich noch alles?
Ich persönlich glaube, Attraktivität definiert sich je nach Lebensphase neu. Je mehr man erlebt hat, desto charismatischer wird man. Doch davon unbeeinflusst folgen wir alle dem Schema, je mehr Federn der Körper lässt, desto aufwendiger und hochwertiger beginnt man ihn zu verstecken. Teure Handtaschen, trendige Designerklamotten und etwas mehr Make up auf die Collagen Creme. Unser Gesicht und auch unser Körper erzählen eine Geschichte – unsere Geschichte. Warum also verstecken und würdelos mit Hilfe der Textilzeitmaschine gegen jede Ästhetik in die Vergangenheit jagen? Runzel Dekolettees und Röllchen unter dem BH sehen nicht besser aus, wenn man sie in Trägertops und High Waist Jeans serviert. Wer jung ist, lebt von seiner Jugendlichkeit, der naiven und vielleicht auch schwerelosen Art, die ebenso leicht und einfach verpackt sein darf. Richtige Frauen wissen was sie wollen, hatten schon viel (von allem -:)) und dürfen die flache Atmung in zu engen Hosen hinter sich lassen.
Nun, wo wir also in Würde von zu engen Tops, Ritzenflitzern sprich Strings und viel zu kurzen Röcken Abschied genommen haben, widmen wir uns den stilsicheren Evergreens der sexy Frauen, wie z.B. den High Heels. Denn während sehr junge Mädels in hohen, wenn auch teuren, Schuhen eher preiswert aussehen, unterstreichen die wenigen Zentimeter das Sexappeal einer reifen Frau. Ebenso ist die schlichte Eleganz ohne Schischi nicht wie damals zu Teeniezeiten ein Zeichen von schlechter Ausbeute beim H&M Sale, sondern von Stilsicherheit. Es ist doch befreiend, wenn man nicht mehr jeden Trend mitmachen muss, unabhängig ob es einem steht oder nicht?! Das beste Beispiel ist der Trend des bauchfreien Shirts. Ich bin mir sicher, diese Befreiung wünschten sich einige der Teenie Mädels, die sich zupfend und in gekrümmter Körperhaltung an der Bushaltestelle setzen. Manche Trends lassen sich eben nicht immer bei jedem mit Ästhetik vereinen.
Dieser trendfreie aber stilvolle Look, der unser Charisma unterstreicht, hat allerdings seinen Preis. Denn schlichte, gut geschnittene und qualitativ hochwertige Mode findet man nicht überall. Während man sich früher fast alles überstreifen konnte, so kommt heute meist schon in der Umkleide die bittere Erkenntnis, dass das Ergebnis eindeutig anders geplant war. Das bedeutet natürlich nicht, dass große Modeketten und günstige Mode gänzlich aus dem Schrank verschwinden, nur diese Labels folgen den Trends und die Auswahl an klassischen Varianten ohne große Prints oder Twiggy Zuschnitten wird kleiner.
Jeder hat seinen eigenen Stil und das macht die Modewelt für uns Frauen so spannend. Ich bin in dieser Hinsicht bestimmt sehr eindimensional, denn ich habe seitdem ich denken kann meinen Look nie groß verändert. Wenn meine liebe Freundin aus Spanien mir allerdings Bilder vom Shoppen mit dem Titel: „..da steht Louise drauf!“ schickt, dann freut mich das. Denn es zeigt, wie treu man sich und sich gegenseitig bleiben kann!
Also entspannt Euch und seht zu, dass ihr immer ein Lächeln aufs Gesicht bekommt. Ein Lächeln kostet nix und reißt jeden Sympahtiepunkt an sich. Lachfalten sind das schönste und attraktivste Accesoire einer Frau. Nichts ist schlimmer als Falten die nach unten zeigen. Haltet Euch fit, helft auch ruhig mal hier und dort ein bisschen nach, aber lasst Euren Körper weiterhin eure Geschichte erzählen. Mein Sommer Lieblingsoutift seit den 90ern : Jeans, Shirt, Blazer und Sneaker!
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