Hose runter – die postnatale Selbstaufgabe

Mir ist bewusst, dass dieser Artikel ziemlich polarisiert und Alice Schwarzer mich als Totalausfall bezeichnen würde. Doch mir geht diese postnatale Selbstaufgabe völlig ab. Nur weil man ein Kind erst in sich, dann an sich und dann mit sich trägt, muss man doch nicht gleich ausflippen! Leck mich am Zückerli, wasn da mit einigen Damen los? Ich meine Frau sein heißt doch mehr als „nur“ Mutter sein.

Kurzer Rückblick – damit klarer wird, was ich meine. Mit 42 Jahren bin ich noch einmal Mutter geworden und hatte so, 11 Jahre nach meinem ersten Kind, wenig Bezug zu Krabbelgruppen, Mutter-Kind Cafés oder Elternblogs. Sprich, ich musste mich noch einmal komplett umstellen und zurück zum Start. Und nach 11 Jahren Mutterglück und zurückgewonnenem Freiraum, starte ich die Reise des Mutterdaseins mit gemischten Gefühlen. Ich stelle aber fest, meine Angst eine alte Mutter zu werden war völlig unbegründet. Dank der postnatalen Selbstaufgabe so mancher Artgenossinnen, kann ich meinen aktuellen körperlichen und geistigen Zustand als befriedigend bezeichnen.

Wie kam es zu dieser Erkenntnis? Als ich schwanger wurde, schlug mir meine Freundin – ebenfalls schwanger – vor, ins Mutter Kind-Café zu gehen. Allein die Vorstellung machte mir Angst. Das Småland der Hölle war für mich immer tabu. Und das sollte auch so bleiben. Aber was tut man nicht alles für die kognitive Entwicklung seines Kindes. Und wenn es irdendwo nicht an Reizen mangelt- dann dort. Ich habe mich also reingewagt in das Epizentrum und wurde nicht enttäuscht.

Wischundweg

Die Hosen einiger Mütter hingen tiefer überm Hintern als die der Kinder. Die Haarlänge nicht selten kaum auszumachen, denn der praktische Dutt lies nur verraten, dass der letzte Friseurbesuch schon lange her und die letzte Dusche schnell gehen musste. Alles easy – kann ja auch einfach mal vorkommen. Aber Mensch Mädels, ihr seid doch keine Multifunktionsjacken, wo alles zweckmäßig an seinem Platz gehalten wird. Eine weitere Erkenntnis, wenn auch nicht neu, ist die obligatorische Wischundweggeste – dem Kind mit dem Finger schnell mal um den Mund gewischt und selber abgeleckt. Ich kann ja verstehen, dass nicht immer auf die Schnelle ein Feuchttuch oder Tempo greifbar ist, aber dann nehmt doch bitte die Hose, oder den Pulli. Vorzugsweise vom Kind, denn das ist in der Regel irgendwann sowieso bekleckert. Ich liebe meine Kinder über alles und empfinde keinen Ekel vor jeglichen Ausscheidungen – okay das ist übertrieben und wir wissen alle warum – aber muss ich so weit gehen? Muss ich das eingespeichelte Mürbchen oder die pürierte Banane ablutschen? Klares NEIN!

Randnotiz: Im Übrigen ist man auch keine bessere Mutter, wenn man alle anderen Kinder immer freundlich anlächelt. Vor allem nicht, wenn es gerade das eigene Kind mit der Holzpfanne vermöbelt. Man darf, obwohl man Mutter ist, andere Kinder begründet und auch grundlos doof finden. Und ist dennoch eine “gute” Mutter. Und nun eine persönliche Bitte zum Thema Stillen. Brüste sind ja bekanntlich Allzweckwaffen. Wenn sie in der Jugend wachsen, werden Sie zum Männerfang eingesetzt und sobald das Kind kommt, das betrifft die stillende Zunft, werden sie in Free-refill-Zapfsäulen umfunktioniert. Gerne auch hin und wieder in der Öffentlichkeit. Ich finde Stillen super und glaube, dass Muttermilch das Beste für das Kind ist. Die Mutter Kind Bindung ist sicher auch ein Vorteil des Stillens, aber das ist doch etwas sehr Persönliches und ihr wollt diesen Moment doch bestimmt genießen, ganz ungestört. Meine Empfehlung –  zieht Euch zurück. Eine ruhige Ecke im Cafe reicht aus.

Zurück zur Frau – und Ehrlichkeit

Letzter Punkt, sprecht doch hin und wieder über Dinge, die Euch ganz persönlich wichtig sind. Lasst die Kinder der anderen einfach mal hübscher und schlauer sein. Es ist nicht schlimm, wenn Euer Kind mal nicht das Rennen macht. Seid doch zueinander ehrlich. Rotzt ab, wie müde ihr seid, wie nervig das Blag gerade ist, wie dusselig es sich beim Klavier anstellt und wie wenig Bock ihr auf Sex habt, weil ihr einfach total erschöpft seid. Ist doch viel wichtiger, als neue TÜV Berichte der Lauflernräder. Gebt Euch doch bitte nicht auf und stellt Euch nicht komplett in den Schatten des Mutterdaseins.

Bääääm, auf geht’s!

So Mädels, genug vom Småland der Hölle geplaudert. Jetzt macht Euch mal wieder lecker – nur für Euch. Ohne schlechtes Gewissen, dem Kind könne was flöten gehen. Ich weiss, dass an vielen Tagen die Kraft fehlt, sich um das eigene Wohl zu kümmern. Denn diese kleinen noch so süßen Tyrannen bestimmen den Tag – und die Nacht. Aber bleibt bei Euch, nehmt Euch wichtig und nehmt Euren Partner wichtig. Es dankt Euch keiner, wenn ihr zu Muttertieren mutiert. Am Allerwenigsten Ihr Euch selbst –  wenn erst die Kinder aus dem Haus sind, Euer Hintern trotz Sportapp unten bleibt und die Unterhaltungen mit Eurem Partner aus Mangel an Themen im Wein erstickt.

Kinder sind toll, ohne Zweifel – ihr aber auch!

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