Mein Motto – zufrieden unzufrieden

Jeder Tag beginnt mit einem Haufen Alltag, der üblichen Schippe Verpflichtung und der Prise Quality Time. Das Hamsterrad dreht sich. Die Zeit rennt und wir laufen mit. Von Jahr zu Jahr, von Urlaub zu Urlaub. Spätestens zur besinnlichen Weihnachtszeit beginnen wir mit dem Jahresrückblick, gefüllt mit Bildern und Emotionen. Und fragen uns, was die Zukunft noch bringt. Und obwohl die Zeit rast, denken wir immer genug davon zu haben. Wie paradox. Die erste schwere Erkrankung im nahen Umfeld macht uns dankbarer für das, was sich täglich auf unserem Haufen so ansammelt. Auch in puncto Erwartungshaltung an die Zukunft, werden wir kurzzeitig bescheidener.
„Ach komm, Hauptsache gesund“!
Ich erwische mich dabei, diesen Satz nur allzu oft als Floskel zu benutzen. Erteile mir so selbst die Absolution, bescheiße mich selbst, um bloß kein undankbarer Mensch zu sein. Was mich daran am Meisten stört? Die Tatsache, dass ich mich am „halb leeren Wasserglas“ der anderen hochziehe, um Meines halb voll zu sehen. Zumindest für diesen Moment. Ziemlich schräg wie ich finde. Aber mal Hand aufs Herz – wir alle neigen hin und wieder dazu, uns mit dem schwarzen Peter der anderen zu trösten. Wir erstellen innerlich eine Bilanz. Meist gewinnt dabei das Soll – so scheinen wir Menschen gestrickt zu sein. Ist diese permanente Unzufriedenheit ein Ergebnis vom Überfluß oder vom Mangel? Zufriedenheit ist, so scheint es mir, ein rein subjektives Empfinden, losgelöst von materiellen und vielleicht sogar auch gesundheitlichen Einflüssen.
Der Tag startet mit dem Blick in den Spiegel. Die Frage ist, sehen wir uns wie wir sind? Oder im ewigen Vergleich, den wir selber immer wieder aufstellen. Im vollen Bewusstsein, dass wir in jedem Fall verlieren. Entweder es ist die Freundin, dessen Genmaterial unseres um Längen überholt, oder die Frau, die wir einmal waren. So oder so – man verliert. Und obwohl man das weiß, nimmt genau dieser absurde Moment überhand und beeinflußt den Tag. Unsere Stimmung suggeriert uns ein Defizit, was aber nicht real besteht. Und wer noch ein paar Anregungen für sein tägliches Masochistenbingo braucht, der öffnet einfach einen seiner Social Kanäle. Der Tag läuft bei allen bombe. Das Essen ist so gut, dass man es fotografieren muss, der eigene Anblick in die Handykamera so umwerfend, dass man ihn sofort teilt und der körperliche Top-Zustand ist, dank vernetzter Apps, auch kein Geheimnis mehr.
Wie also gelangt man zu dieser Zufriedenheit? Oder ist gar diese Unzufriedenheit unser größter Motivator? Hören wir auf an uns zu arbeiten oder uns weiter zu entwickeln, wenn wir zufrieden sind? Sicher ist, viele Dinge liegen einfach außerhalb unseres Einflußbereiches. Mit einer Knabenfigur wird man nie ein Rubensmodel und ohne Fleiß und wissenschafltlicher Ausbildung wird man eher selten einen Nobelpreis einfahren. Doch erstaunlicher Weise hadern wir mit uns selbst und meckern warum anderen genau das gelingt, nur uns nicht. Wir suchen den Fehler und finden ihn – bei uns. Macht keinen Sinn, wir tun es dennoch tagtäglich.
Mein Fazit bei der ganzen Sache:
1. Nur weil man Dinge erkennt, heißt das noch lange nicht, dass man was ändern kann.
2. Ich werde in Zukunft versuchen den Spiegel neutral seinen Job machen zu lassen.
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