Wir alle sind Feiglinge in der Komfortzone

Was wäre, wenn Du die Chance hättest eine passierte Kreuzung in deinem Leben anders abzubiegen? Für welchen Weg würdest Du dich dann entscheiden? Bin ich heute im Hier und Jetzt, weil ich das so wollte? Oder habe ich mich zu sehr treiben lassen? Diese Fragen kommen unwillkürlich ab der 40 er Schallgrenze. Man blickt rundherum, nimmt Dinge wahr, die sich bislang als selbstverständlich in eine Routine gemogelt haben. Bin ich glücklich? Es gibt Momente im Leben, an denen man sich genau diese Frage stellt.
All diesen Gedanken mal gefolgt und bis zum Ende durchdacht, kommt man letztendlich zu der Erkenntnis, dass es vielleicht keine Rolle spielt, an welcher Kreuzung man hätte besser abbiegen sollen. Davon unabhängig, dass der Verlauf des vermeintlich besseren Weges nur spekulativ besser und so nur in Gedanken weniger holprig erscheint. Wichtiger ist doch die Frage, was kann ich im Hier und Jetzt tun, um auch in Zukunft glücklich und zufrieden zu sein. Mit Mitte 40 geht oft ein großer Abschnitt im Leben zu Ende. Die Kinder werden größer, die Sorgen um Sie auch, aber eben auch das Verlangen noch einmal das Glück und das Leben Volley zu nehmen. Sich und sein Leben in Frage zu stellen ist manchmal sinnvoll, wenn man ehrlich zu sich selbst ist. Dies wird kein Appell an alle Ihr Leben fortan auf Erdbeerkaugummis und wilde Nächte zu reduzieren, aber ein Appell aus dem Alltag auszubrechen, das Leben mehr zu genießen. Dabei dankbar zu sein für das, was war, und gleichzeitig jeden Tag mit etwas Kitzeln im Bauch aufzustehen.
Warum ziehen wir nur allzu oft das Leben einfach durch? Machen täglich die Dinge, die wir einmal angefangen haben und seitdem laufen lassen? Weil wir Angst haben. Angst, das wir bei der Rechnung, am Ende des Lebens, draufzahlen müssen oder uns verrechnet haben. Sprichwörtlich aufs falsche Pferd gesetzt haben! Wüssten wir im Vorfeld wo unser Weg endet, würden wir Ihn gehen oder eben nicht. Aber ist es nicht diese Art der Ungewissheit, welche ein Stückweit auch Lebensgefühl mit sich bringt? Das Leben, das wir als Teenager führten, war so unglaublich intensiv. Weil wir mit weniger Angst und mehr Zeit das Leben ausprobierten. Auf die Nase fallen und weiter machen. Rückschläge ertragen und auch mal verletzt werden – all das ist es doch, was jeden einzelnen Tag spannend macht. Weil wir dazu lernen. Als Teenager hat man viel Zeit, um immer wieder neue Wege zu gehen – und irgendeiner wird passen. Die einzige Verantwortung, die man übernimmt, ist die für sich selbst. Mit 40 sieht das anders aus. Die Zeit und Möglichkeiten sind begrenzt. Doch deswegen darf man nicht aufhören, das Leben auch mal wieder auf neue Wege zu bringen. Nicht jeder muss ein Coaching machen, anfangen Marathons zu laufen oder sich anderweitig neu erfinden. Vielleicht reicht es schon, aus der Komfortzone auszubrechen, hin und wieder Entscheidungen gegen die Vernunft zu treffen – Neues auszuprobieren.
Ich bin mir sicher, wenn wir nicht alle solche Schisser wären, würden einige von uns eine Lackschuhfabrik in Shenzhen aufmachen, soziale Einrichtungen am ADW mit Impfkatalog in Enzyklopädiegröße unterstützen oder sich von Dakar in Lack und Leder im Keller vermöbeln lassen. Doch sind alle unsere Wünsche, die das Leben für uns noch bereit halten soll wirklich wichtig und bereichern Sie unser Leben? Diese Antwort bleibt wohl aus, zumindest so lange bis wir diese, von der Routine abweichenden Wege, gehen. Sebastian Fitzek, einer meiner Lieblingsautoren, hat ein Buch (Fische, die auf Bäume klettern) geschrieben, in welchem er all seine Werte und „Lebensweisheiten“ an seine Kinder weitergibt. Nicht nur, dass ich die Idee an sich gut finde, ich mag auch, was er geschrieben hat. Unter anderem geht es um die vielen Reisen, im übertragenen Sinne Lebensabschnitte, die wir machen oder eben aus Angst nicht antreten. Ich zitiere: „Die einzigen Reisen, die ihr meiden solltet, sind a) Reisen, die euch umbringen oder krank machen, b) der Freiheit berauben oder c) anderen Schaden zufügen.“
„Macht so viele Reisen wie möglich.“ (Sebastian Fitzek)
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